Elena Kraneis Pianistin

Russische Lieder öffneten die Seele

Russischer Konzertabend im Torhaus - veranstaltet von der VHS, initiiert von Eva Schumm

Ein beeindruckendes Konzert erlebten die Besucher des russischen Abends am Donnerstag im Torhaus. Die Sopranistin Ludmila Umnikova und Elena Kraneis am Klavier verzauberten mit ihren Liedern die Zuhörer.


Die Seele Russlands brachten (von links) Tatjana Wehr, Elena Kraneis und Ludmila Umnikova den Gästen im Torhaus ganz nah. (Foto: sus)

Aalen. Die Leitmotive der russischen Lieder sind: die Weite, das unbändige Lebensgefühl der Menschen, Humor, Tradition und Liebe. Brillant, bravourös und voller Leidenschaft begeisterten die Damen bei ihrem Auftritt.

Der russische Abend war ausverkauft. Kerzen flackerten, auf der großen Leinwand hinter der Bühne lief stumm der sowjetische Märchenfilm „Väterchen Frost“ und bildete eine beeindruckende Kulisse. Begrenzt wurde die Bühne von vielen bunten Matroschkas.
Die Pianistin und Konzertmeistern Elena Kraneis spielte nicht nur balanciert und gefühlvoll Klavier – sie moderierte auch den Abend. Russland habe schon immer einen reichen Schatz an Liedern besessen, erzählte Kraneis. In ihnen wechseln sich Schwermut, Steppen-Melancholie und scheinbar unbändige Heiterkeit ab. Die Lieder seien fast alle in Dörfern entstanden, als Begleitung alltäglicher Arbeit.

„Eine besondere Bedeutung besitzen so genannte lyrisch-langgezogene Lieder,“ weiß die Pianistin. Da höre man die russische Weite, Seele und Trauer zusammen. Meistens handle es sich um weibliche Trauer über das bittere Schicksal, weil die Mädchen gegen ihren Willen verheiratet wurden. In diesen Liedern höre man die Trauer über unerwiderte Liebe und der einsamen Seele.

Farbenreich aufquellen ließ die Sopranistin Umnikova „Mütterchen Wolga“. In Rachmaninovs „Ich habe mich unglücklich verliebt“ legte sie so viel Gefühl hinein, dass es die Zuhörer tief bewegte. Umnikovas Stimme hat ein ausgeglichenes, sehr schön klingendes Timbre in allen Lagen. Voller Schall- und Schwungkraft sang sie Lels Lied aus Rimskiy-Korsakows Oper „Das Schneemädchen“.

Harmonisch eingebettet zwischen pathetischem Gesang und anmutiger Demut einer großartigen Pianistin, las Tatjana Wehr das Märchen „Väterchen Frost“ vor. Zu dritt präsentierten sie dann temperamentvoll das bekannte Lied „Kalinka“. Das Publikum war begeistert und klatschte mit. Zum Abschied gab es „Tschardasch“ ein ungarisches Lied mit russischem Tanzrhythmus und osteuropäischen Intonationen. Kraneis lächelte charmant ins Publikum und sagte: „Wenn Sie schon nicht an Russland glauben, so hoffen wir, dass Sie es nach diesem Abend wenigstens besser verstehen.“ – Tosender Applaus.

Susanne Rötter

© Schwäbische Post 12.11.2010